Website-Migrationen und Website-Redesigns sind selten leichte Unterfangen. Hier muss vor allem auf der technischen Seite viel beachtet werden. Sorgfältige Planung, Durchführung und Testing sind daher ein Muss. Schliesslich möchte man seinen Nutzern einen durchgängig funktionierenden Betrieb mit einer störfreien User-Experience bieten und seine mit viel Mühe aufgebauten hohen Rankings bei den Suchmaschinen und den Traffic nicht verlieren. In diesem Artikel lege ich dar, welche Punkte am wichtigsten sind.
Bei einem Redesign einer Website handelt es sich um eine Generalüberholung der technischen und grafischen Aspekte der Internetseite. Bei der Migration einer Website ändern sich deren Technologie, Setup oder Plattform grundlegend.
Sei dir zuallererst im Klaren, warum du eine Migration oder ein Redesign durchführen möchtest. Da beides mit Kosten, Aufwand und Risiken verbunden ist, solltest du einen guten Grund dafür haben. Vielleicht möchtest du dein Branding komplett überarbeiten oder hast dich entschieden, auf eine technisch leistungsstärkere Plattform zu wechseln. Oft genügt eine einfache Optimierung deiner bereits vorhandenen Website, um die gesetzten Ziele zu erreichen und eine aufwändige Migration oder ein weitreichendes Redesign der Website sind nicht nötig.
1. Wechsel des CMS oder Frameworks:
Jedes Unternehmen sollte mit der Zeit gehen und seine Webseiten auf State-of-the-Art CMS oder Frameworks, welche ihren individuellen Bedürfnissen am besten entsprechen, betreiben.
2. Erhöhung der Mobile-Friendliness:
Viele Websites besitzen immer noch eine begrenzt auf mobile Geräte angepasste User Experience. Eine schlechte mobile Nutzererfahrung ist heute jedoch ein No-Go!
3. Wechsel von HTTP zu HTTPS:
HTTPS ist heute Pflicht! Es hat nicht nur Auswirkungen auf die Sicherheit und den Besuch des Nutzers, sondern direkt auf das Ranking der Website bei Google & Co.
4. Neuer Server:
Besteht Unzufriedenheit mit der Performance und/oder den Konditionen des aktuellen Servers/Hosting-Partners, ist es Zeit, sich nach einem anderen umzuschauen.
5. Änderung des Domain-Namens:
Benötigt eine Website oder ein Unternehmen ein Rebranding oder eine bessere URL, sollte man sich erkundigen, ob eine Änderung des Domain-Namens sinnvoll ist.
1. Deine alte Website bietet eine schlechte User Experience
Viele Webseitenbetreiber machen sich nur begrenzt fundierte Gedanken zur User Experience. Nicht selten verstossen Webseiten dadurch gegen zahlreiche UX-Regeln. So lassen sich beispielsweise oft eine unnötige Komplexität, eine unlogische Navigation oder übermässig lange Ladezeiten beobachten.
2. Deine Website ist vom Content und der Technik her veraltet und fehlerhaft
Hält man den Content auf der Website nicht jederzeit aktuell und merzt man nicht regelmässig aufkommende technische Fehler wie Broken Links aus, kann sich dies später rächen.
3. Deine Website unterstützt nur bedingt deine Marketing- und Salesziele
Oft unterstützen Websites nur begrenzt die bestehenden Marketing- und Salesziele oder passen sich nicht an deren Änderungen an. Auch findet man oft nur wenige Conversion-Möglichkeiten.
4. Deine Website orientiert sich nur begrenzt am Buyer’s Journey deiner Buyer Persona
Viele Unternehmenswebsites bieten nicht für jede Phase des Buyer’s Journey genügend Content. Oft werden die spezifischen Probleme und Herausforderungen gar nicht richtig angesprochen und einem nur Informationen über die Produkte und Dienstleistungen des Unternehmens geboten.
5. Dein Branding lässt sich nicht auf deiner Website wiederfinden
Das Branding eines Unternehmens (sofern eines ausgearbeitet wurde) sollte sich unbedingt auch auf deren Website widerspiegeln.
Lasse die Migration durch einen oder mehrere technisch und Suchmaschinen erfahrene Experten leiten. Wie bei vielen Projekten, ist auch hier das ganze Team gefragt: Mindestens beteiligt sind Projektmanager, SEO-Experten, Designer, Texter, Webentwickler und Systemadministratoren, um nur einige zu nennen. Wichtig sind auch hier eine klare Rollenverteilung, eine strukturierte und flexible Koordination sowie eine klare Kommunikation.
Empfehlenswert ist ein Schritt für Schritt Vorgehen mit einem präzise definierten Ziel als Grundlage. Pläne, Roadmaps und Checklists können dabei helfen, alle Steps vollständig zu durchdenken und festzuhalten. Checklisten unterstützen ein strukturiertes Vorgehen und eine saubere Dokumentation. Diese Checklist von SEMrush ist hierfür gut geeignet, verwende sie als Basis und ergänze sie je nach Bedarf.
Wichtig: Unterschätze nicht den Scope, den eine umfassende Migration mit sich bringt, die benötigte Expertise und die Milestones in der Timeline.
Der leitende Experte sollte die vorhandene Website sorgfältig untersuchen und die Migration daraus minutiös ableiten und planen. Bei dieser Untersuchung können Tools wie Screaming Frog oder Sitebulb die Struktur und weitere relevante Merkmale der Website genau erfassen. An dieser Stelle kann auch ein Risk Assessment sehr hilfreich sein.
Idealerweise hast du in der Vergangenheit deine Website regelmässig gepflegt. Dann kannst du viele Assets ohne grosse Prüfung direkt von der bestehenden Website übernehmen.
Bei der Neukonzeption solltest du wenn immer möglich auf eine Änderung der URL-Struktur verzichten. Auch in diesem Fall solltest du für jede diesbezügliche Änderung ein schlagkräftiges Argument haben. Ein guter Grund für die Änderung der URL-Struktur wäre zum Beispiel die Einführung von Topic Modelling. Beim Topic Modelling bekommt die Website eine holokratische Struktur. Es werden nicht nur einzelne Blogposts veröffentlicht - sie werden auch mit anderen Seiten nach einer bestimmten Struktur, den sogenannten Topic Cluster, verlinkt. Dadurch werden verschiedene Themen strukturiert und im Zusammenhang mit verwandten Themen abgehandelt.
Entscheidest du dich dennoch für neue URLs, ist es wichtig, Redirects anzulegen. Am besten, du erstellst eine Redirect-Strategie und hältst auf einem Spreadsheet fest, welche alten URLs zu welchen neuen URLs weitergeleitet werden. Basis für diese Strategie ist eine vollständige URL-Map der alten Seite. Liste in einem Spreadsheet alle Seiten und ihre URLs in einer hierarchischen Struktur auf und gebe an, wie hoch jeweils deren Traffic, Ranking und Linkstärke ist. Liste in der gleichen Tabelle die Unterseiten der neuen Website in ihrer Struktur auf. Nun siehst du gut, welche Seiten einen Redirect benötigen.
Gebe dir Mühe beim Setzen der Redirects und leite möglichst wenige URLs auf deine Homepage um.
Für diese Seiten musst du einen sogenannten 301-Redirect erstellen. Hier kann es sich lohnen, flexible Redirects einzurichten. Bei flexiblen Redirects wird nicht für jede alte URL einzeln ein Redirect auf eine neue URL erstellt. Stattdessen werden Regeln festgelegt, die angeben, zu welchen URLs die alten URLs mit einer bestimmten Struktur weitergeleitet werden sollen. Bitte vermeide Redirect-Chains oder halte sie so kurz wie möglich. Bei Redirect-Chains (oder auf Deutsch Weiterleitungsketten) handelt es sich um mehrere hintereinander verbundene Redirects. Sie führen meist zu einer deutlich längeren Ladezeit und nicht alle Browser können gut mit ihnen umgehen.
TIPP: Mit dem Tool GetRedirects kannst du mit Hilfe von AI automatisch Redirects erstellen und somit 404 Fehler vermeiden.
Lege bei der Optimierung deiner Website ein besonderes Augenmerk auf Broken Links. Broken Links sind Links, die ins Leere führen und deshalb im Browser eine Fehlermeldung auslösen. Diese Broken Links können auf der eigenen oder einer anderen Webseite stehen. Hier sind auch die Links in den organischen und bezahlten Suchresultaten sowie auf Social-Media-Plattformen wichtig.
1. Achte darauf, dass jede URL eine selbstreferenzierendes rel="canonical" Attribut hat.
2. Aktualisiere die rel-alternate-hreflang-Annotationen, wenn deine Website mehrsprachige Seiten hat.
3. Aktualisiere die Anmerkungen der rel-alternate Medien, wenn es eine mobile Version deiner Website gibt.
Denke auch an die Tracking Codes. Der Google Tag Manager und die Chrome Extension „Tag Assistant“ sind dir dabei eine grosse Hilfe.
Die Änderungen am Content sollten möglichst klein gehalten werden. Orientiere dich diesbezüglich an Best Practices, deinen bereits erfolgreichen Seiten und dem Mitbewerb.
Wenn du dich für eine Migration oder ein Redesign entschieden hast, musst du diesen Schritt, die Gründe und die Folgen allen relevanten Stakeholdern, Kunden und dem Publikum deiner Website klar kommunizieren. Grundlegend ist: Die vorgesehenen Änderungen sollen letztendlich der Buyer Persona einen Mehrwert bringen, das gesamte Konzept sollte deshalb an ihr ausgerichtet sein.
In der Umsetzungsphase ist das Arbeiten mit Staging-, Production- und Live-Umgebungen sowie Version Control zu empfehlen.
Erstelle eine Staging-Version, achte jedoch darauf, dass diese nicht indexiert wird. Eine Indexierung kann durch bestimmte Einträge in der robots.txt-Datei, Noindex-Tags, HTTP-Authentifizierung, einem eingeschränkten IP-Zugang oder einem VPN verhindert werden.
Nehme die alte Website bei einem Wechsel nicht vom Netz. Sollte dies unumgänglich sein, halte den Zeitraum dafür so kurz wie möglich. Der Grund: Die alte Seite würde dann komplett vom Index entfernt werden und Google würde die neue als eine komplett neue Website behandeln, die dann ihre Autorität wieder von Grund auf aufbauen müsste.
Achte beim Go-Live darauf, dass dieser zu einer Zeit durchgeführt wird, zu der deine Seite relativ wenig Traffic aufweist. Sollte es zu Fehlfunktionen kommen, sind nur wenige Nutzer deiner Website davon betroffen. Zudem erleichterst du Google das Crawling, da die Website aufgrund des geringen Traffics schneller ist.
Es kann sich bei einem Redesign lohnen, die geplanten Änderungen Schritt für Schritt zu testen und einzuführen. So sieht man genau, was welche Wirkung auf das Ranking hat. Für diese Strategie lege ich dir das Tool „SanityCheck“ ans Herz.
Der mobilen Version deiner Website kommt an dieser Stelle eine grosse Relevanz zu. Der wachsende Anteil an mobilen Nutzern und Google’s Mobile First Index sind hierfür die Gründe. Beachte alle in diesem Zusammenhang wichtigen Aspekte, wie User Experience und Ladegeschwindigkeit (AMP). Auch Sicherheitsaspekte sollten angegangen werden. Wenn die Seite noch kein HTTPS hat, wäre dies eine gute Möglichkeit, es zu starten.
Reiche die überarbeitete Website schliesslich bei Google ein und schaue vorher, dass die internen Links keine no-index-Tags haben. Diese Tags spezifizieren, ob der Crawler die Seiten nach dem Link verfolgen kann.
Bestens. Das Redesign oder die Migration deiner Website ist abgeschlossen. Sobald die neue Website live ist, solltest du sie mit Tools wie Google Search Console auf etwaige Fehler hin untersuchen. Auch einen Blick auf den Cache kann jetzt sinnvoll sein.
Eine korrekte Indexierung der Seiten deiner neuen Website durch Google und andere Suchmaschinen kann durch das erfolgreiche Hochladen der XML-Sitemap begünstigt werden. Auch kannst du hier wieder das Disavow File (Sammlung von unseriösen Domains, die auf deine Seite verlinken) hochladen.
Verfolge deine Keyword-Rankings, um zu prüfen, ob die Migration geklappt hat. Nach 3 Tagen sollten die Rankings wieder gleich gut oder sogar noch besser sein.
Last but not least: Pflanze den Google-Analytics-Tracking-Code deiner alten Seite auf deiner neuen ein.
Der Go-Live war erfolgreich, weitere Tests bestätigen dies. Gratulation! Jetzt musst du deine Website gut und laufend pflegen, damit sie dir noch lange gute Dienste erweist. Führe regelmässige Audits zu allen relevanten KPIs durch, oder besser noch: Lasse dich über Änderungen auf der Website in Echtzeit informieren. So kannst du schnell auf Mängel reagieren und sie ausmerzen, noch bevor sie von Google oder deinen Nutzern bemerkt werden. Ein gutes Tool ist hierfür „ContentKing“.
Eine Migration oder ein Redesign der Website umfasst zahlreiche wichtige Aufgaben. Fehlerquellen und Stolpersteine gibt es viele und die Folgen können frappierend sein. In diesem Beitrag habe ich die wichtigsten Anforderungen und deren Lösungen beschrieben. Wenn du weitere Unterstützung brauchst, ist unser Service BEE.Website genau das Richtige für dich!